Das andere Cabinet

Dialysezentrum Köln-Merheim
2018/2019

Rauminstallation
Bleistift, Aquarell, Acryl
auf Papier, 100 x 70 cm

An den Wänden blicken Gesichter in den Raum. Großformatige Protraits, Ahnengalerie der Patienten, die seit Jahren hier in den Betten gelegen haben, gekommen und gegangen sind. Zeitloser Verbleib. Anwesend ohne Patientenakte. Doch keineswegs ohne Geschichten. Die lyrischen Portraits stehen in ihrer Offenheit gleich für mehrere Patienten Pate. Sie wirken persönlich, intensiv aber anonym. Diffuse Erinnerungen an Persönlichkeiten werden beim Betrachten geweckt – Persönlichkeiten, die ihre Individualität im Klinikbetrieb bewahrt haben, schauen ruhig, friedlich in den Raum. Die Blicke, das zarte, vorsichtige in ihnen beweisen: Das hier ist nicht ihr eigentliches Leben. Nein, eigentlich gehören sie hier nicht hin, aber sie verbringen Zeit. Diese Blicke ermöglichen dem Besucher ein Empfinden der Durchlässigkeit zwischen ihnen, den Leben der „realen“ Patienten und deren Aufenthalten in den Räumen des Dialysezentrums. Gemeinsam bringen sie etwas mit von sich, das hier Raum findet.

Dennoch ist es als wären sie immer schon da. Nicht für einen bestimmten Zeitraum gehängte Aquarelle, sondern Teile dieser Räume, die sich allein durch ihre Funktionalität definieren. Mit dieser Funktionalität, die sich an den Maschinen und Schläuchen zeigt, verknüpfen sich Erzählungen. Sie sind greifbar, möglich, denkbar.Wann war er oder sie hier, was hat er oder sie hier erlebt? Wie die Zeit verbracht, die Langeweile überstanden, Stunde für Stunde, Tag für Woche und Jahre. Ein Leben lang.

Die Transparenz der beiden Säle durch die Glasscheibe verstärkt die metaphysische Dichte der Ausstellung. Reflektionen an den Scheiben, die Blicke auf die Portraits im Nebenraum. – Geisterhaft. (Wiltrud Föcking, 2018)